Einer meiner absoluten Lieblingsstauden ist die Iris – besonders die Florentinische Iris, diese ganz besondere Selektion aus Italien mit ihrer jahrhundertelangen Geschichte. Als Wappenpflanze der Medici hat sie nicht nur eine beeindruckende Herkunft, sondern ist auch erstaunlich robust und anpassungsfähig. Sie ist zudem Lieferant für die Duftindustrie, da ihre Rhizome nach dreijähriger Trocknung ein feines Veilchenaroma entfalten.
Die Vermehrung dieser Schönheit ist eigentlich ganz einfach, obwohl es nur wenige beherrschen. Eine perfekte Spätsommerarbeit, die ich Ihnen heute Schritt für Schritt zeigen möchte.
Idealerweise teilt man Iris im Juli oder August. Doch keine Sorge – auch der September eignet sich noch gut, solange es draußen warm ist. Alternativ bietet sich der Zeitraum März-April an. Bei uns sind es noch 25 Grad, da wachsen die Wurzeln problemlos an. Je früher nach der Blüte man die Iris umpflanzt, umso besser wachsen sie im warmen Boden an.
In meinem Garten war diese Iris schon etwas verhorstet, umzingelt von Wolfsmilch (Euphorbia characias subspecies wulfenii). Um an die Iris-Rhizome zu gelangen, räume ich zunächst die umgebenden Pflanzen beiseite.
Die Iris-Horste kann man problemlos herausreißen – das ist kein Problem für diese robusten Pflanzen. Was wie ein wildes Durcheinander erscheint, ist in Wahrheit ein Schatz: das Iris-Rhizom, der unterirdische Spross, aus dem die Pflanze wächst und ihre Kraft zieht.
Diese Rhizome reduziere ich jetzt auf etwa ein Drittel ihrer Größe. Überproportional große Rhizome breche ich einfach durch – hier ist keine Feinarbeit nötig. Wichtig ist nur, dass Sie die Wurzeln etwas kürzen und alle faulen, abgestorbenen Teile entfernen. Dafür benutze ich eine scharfe Schere (meine kommt aus Japan – im Übrigen sind japanische Gartengeräte die besten der Welt!).
Ganz wichtig: Die oberirdischen Pflanzenteile müssen dreieckig reduziert werden. Schneiden Sie das Blattwerk so zurück, dass eine Dreiecksform entsteht. So kann die Pflanze weiterhin Chlorophyll bilden, und Sie wissen, dass sie noch lebt.
Was übrig bleibt, ist ein fertiges, umpflanzfähiges Rhizom mit einem Stengel. Wenn ich diese nun in feuchte, sandige, aber kalkhaltige Erde mit ein bisschen Humus setze, treiben sie an der Stelle wieder neu aus.
Beim Einpflanzen achte ich darauf, dass die Rhizome, die aus dem Boden herausschauen sollen, nach hinten zeigen. Ich forme einen Kreis mit den Pflanzen und arbeite mich dann nach innen vor.
Ein faszinierendes Detail: Am Hals des Rhizoms kann man oft schon die Blütenfarbe erahnen. Ein violetter Schimmer deutet auf eine violette Sorte hin. Weiße bleiben weiß, gelbe gelb und so weiter. Es gibt abertausende von Züchtungen in nahezu allen Farben, auch mehrfarbige und sogar eine schokoladenfarbene, kupfrige Sorte, die tatsächlich nach Zartbitterschokolade duftet!
Was die Iris so besonders macht: Sie ist eine echte Klimapflanze, die extreme Hitze und Trockenheit problemlos übersteht. In ihrem Rhizom speichert sie Wasser wie ein Kaktus – alle Energie ist dort gespeichert, um auch schwere Dürren zu überstehen.
Daher setze ich sie im Mittelmeerraum gerne in großen Flächen ein. Ich habe ganze "Batterien" davon in Spanien gepflanzt. Sie wächst eigentlich in ganz Europa, braucht aber viel Sonne und Wärme. In Skandinavien ist sie schwierig anzusiedeln, aber in Deutschland gedeiht sie prächtig an exponierten, sonnigen Stellen. Am besten wachsen sie in Süddeutschland.
Für meine Iris habe ich eine Art "Mini-Toskana" erschaffen: eine Mischung aus Kalkstein, Humus und etwas Lehm, mit besonderem Augenmerk auf gute Drainage. Staunässe verträgt die Iris überhaupt nicht!
Da mein Kompost etwas übersäuert ist, mische ich Muschelkalk unter, um den pH-Wert auszugleichen. Das Ganze siebe ich fein durch – ähnlich wie beim Kochen soll auch das Gärtnern Spaß machen!
Die neu gepflanzten Iris werden im nächsten Frühjahr bereits ein paar Blüten zeigen, aber ihre volle Pracht entfalten sie erst im übernächsten Jahr. Wenn ich fertig gepflanzt habe, drücke ich alles noch einmal sanft mit der Hand an – die "fünfzackige Grabegabel" ist immer noch das beste Werkzeug.
Vielleicht werde ich manchmal belächelt, wenn ich meine kleinen Rhizome pflanze: "Wie, das soll ein Irisbeet werden?" Aber in zwei Jahren ist die Fläche dicht mit Iris bewachsen und zeigt im April und Mai eine wunderbare Blütenpracht.
Das Schöne am Pflanzen ist, dass man in die Zukunft schaut. Schon während ich pflanze, sehe ich in meinem Herzen das nächste Jahr vor mir, den Frühling, die Blüten. Wenn die Iris anfangen zu wachsen, weiß ich: Der Frühling ist da.
Übrigens – in milden, feuchten Herbsttagen und sogar im Winter wachsen die Wurzeln weiter, solange kein strenger Dauerfrost herrscht. Und auch das Klima spürt man an den Iris: Früher blühten sie in Deutschland erst im Mai-Juni, heute schon im April.
Mit jedem Gartenjahr wächst nicht nur die Pflanze, sondern auch unsere innige Verbindung zu ihr. Diese Iris, die einst in den ehrwürdigen Gärten der Medici blühte, stammt aus der Villa Gamberaia in Florenz, ein persönliches Geschenk des Hauptgärtners Paolo. Die florentinische Lilie, das Wappen der Medici und auch der Bourbonen, ist genau diese Iris. Zwei Jahrzehnte verbrachte sie in meinem eigenen italienischen Garten am Lago Maggiore, bevor sie ihren Weg nach Hamburg fand. Hier gedeiht sie ähnlich prächtig in ihrem neuen Zuhause, wenn man sie alle Jahre verjüngt. Andernfalls droht das Alter sie zu überwältigen. In der Toskana überlebte sie, weil sie stets ein begehrtes Exportgut blieb, das seinen Weg zu den Parfümeuren in Grasse, Provence fand.
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