Breimanns Blog

Die Schlehe

Klein, wild und voller Geschichte

24.04.2025
Schlehen

Was wir hier sehen, ist eine Schlehe – botanisch Prunus spinosa. Eine Wildpflaume, streng genommen. Und ja, sie gehört tatsächlich zur Familie der Rosengewächse, auch wenn man das ihr mit ihren stacheligen Zweigen nicht sofort zutrauen würde.

Die Geschichte dieser Pflanze ist spannend – und reicht weit zurück. Schon in der Jungsteinzeit wurden Schlehenfrüchte gesammelt, gegessen, getrocknet oder zu Saft verarbeitet. In Germanien waren sie ein beliebtes Wildobst. Später, zur Zeit der Kreuzzüge, kamen die Ritter mit neuen Eindrücken und Pflanzen aus dem Orient zurück. Eine davon war die Damascener Pflaume – viel größer, viel süßer. Und irgendwann hat jemand beides miteinander gekreuzt: die herbe Wildfrucht und die edle Süße. Heraus kam die Zwetschge.

Wenn man eine Schlehe und eine Zwetschge aufschneidet, sehen sie sich tatsächlich verblüffend ähnlich – nur dass die Schlehe deutlich kleiner ist und mehr Biss hat. Das wohltuend Bittere der Schlehe steckt bis heute als genetischer Echo in jeder Zwetschge.

Wilde Wälder in Nordwest-Mecklenburg

Hier bei uns in Nordwest-Mecklenburg, da wachsen die Schlehen so, wie man sie kaum kennt: kraftvoll, hoch, fast baumartig. Das liegt an den schweren, fruchtbaren Böden direkt am Meer. Diese Böden haben eine enorme Potenz – wie man so schön sagt. Normalerweise wird eine Schlehe drei bis vier Meter hoch. Hier erreichen sie bis zu zwölf Meter. Ganze Schlehenwälder ziehen sich die Hänge entlang. Besonders in der Abendsonne ist das ein Erlebnis: Alles summt und brummt – ein Eldorado für Wildbienen.

Und es sieht ganz danach aus, als ob dieses Jahr ein richtig gutes Schlehenjahr wird.

Nicht nur für Menschen wertvoll

Was oft vergessen wird: Schlehen – die sehr gut Trockenheit aushalten können – sind ein echtes Multitalent für die Tierwelt. Die frühe Blüte – meist noch vor dem Laubaustrieb – ist ein wichtiger Startpunkt im Jahr für viele Insektenarten. Die Bienen sind ganz verrückt danach. Und im Herbst, wenn die Früchte reif sind, verwandeln sich die Sträucher in eine gedeckte Tafel für unsere Vogelwelt. Dompfaffen, Rotkehlchen, Wacholderdrosseln – sie alle schätzen die kleinen, herben Früchte, vor allem im Winter, wenn sonst kaum noch etwas zu finden ist. Auch Fasane lieben sie – besonders die herabgefallenen, schon leicht überreifen Schlehen.

Stachelig schön – und ökologisch wertvoll

Die Schlehe ist nicht nur robust, sondern auch eine hervorragende Heckenpflanze. Ihre dichten, dornenbewehrten Zweige bieten Schutz für viele Tiere – ein echtes Rückzugsbiotop. In der Landschaftsarchitektur ist sie ein heimischer Klassiker, der wiederentdeckt wird. Denn sie ist genügsam, frosthart, verträgt Trockenheit und hat Charisma. Ihr Wuchs ist wild, ihre Wirkung romantisch. In Naturgärten, in ökologischen Randstrukturen oder als strukturgebender Akzent – die Schlehe macht überall eine gute Figur.

Man muss sie nur lassen. Sie braucht Raum. Zeit. Und ein bisschen Geduld.

Kleiner Tipp zum Schluss

Wer Schlehen ernten will, sollte sie nach dem ersten Frost pflücken. Dann verlieren sie ihre herbe Bitterkeit und werden weicher und aromatischer. Wer nicht warten will, kann sie auch einfrieren – das simuliert den Frost und macht die Früchte genauso bekömmlich.

Und ja, man kann aus ihnen tatsächlich so einiges machen: Schlehenlikör, -gelee, -sirup – oder man legt sie in Rotwein ein. Ein kleines Glas davon an kalten Wintertagen? Großartig.

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